Theo Altenberg
Theo Altenberg ist Wanderer zwischen verschiedenen künstlerischen Welten.
Der
gebürtige Mönchengladbacher (geboren 1952) verließ nach
einschlägigen Jugenderfahrungen (seiner Begeisterung für
Borussia Mönchengladbach) seine Heimatstadt, um seine
künstlerischen Erfahrungen an der Werkkunstschule Krefeld in der
Wiener Kommune des Aktionskünstlers
Otto Mühl in die ästhetische Praxis umzusetzen.
Die radikalen Thesen dieser Gemeinschaft: freie Sexualität,
Gemeinschaftseigentum, Selbstdarstellung, gemeinsame Kindererziehung
versuchten einen utopischen Ausstieg aus der "kleinbürgerlichen"
Realität bezogen auf alle Lebensbereiche zu erreichen. Altenbergs
zwischen 1973 und 1978 entstandene Fotoarbeiten sind frühe
experimentelle künstlerische Annäherungen an den freien Geist
und an die Sehnsucht nach neuer Individualität innerhalb dieser
Gemeinschaft.
Teil dieser Befreiung und ihrer Rollenspiele war auch die
Selbstdarstellung in der künstlerischen Artikulation des
Tänzers, Schauspielers und Musikers. Das dabei frei gewordene
Potential artikulierte sich in Performances, den Spielfilmen der
Kommune (Vincent van Gogh, Pablo Picasso u.a.), eigenen Videos und
später in den Projekten elektronischer Musik (Oder Nice, Das Es,
seit 1997).
Als Otto Mühl sich in den späten Jahren der Kommune immer mehr zum destruktiven Tyrannen entwickelte,
wandte sich Theo Altenberg in einer Phase der inneren Isolation Spracharbeiten zu, in denen er versteckten Bedeutungen
von Begriffen nachging: "Ich ordnete die Buchstaben wie auf einer Spielkarte, um in dieser panischen Situation den
Begriffen ihre Einsamkeit deutlich zu machen."
2001 erschien sein Buch
"Das Paradies Experiment - Die Utopie der freien Sexualität - Kommune Friedrichshof 1973 bis 1978"
Seine Workshops:
Aktionskreis Selbstdarstellung
Die Selbstdarstellung ist ein Experiment der Ekstase. Entwickelt wurde sie
von Otto Mühl und den Mitgliedern der Kommune Friedrichshof in den 70-er
Jahren. Von 1975 bis in die 80er Jahre trafen sich die Kommunarden und
Besucher jeden Abend zum gemeinsamen Fest des Unbekannten in uns. Die
ursprüngliche Form der Selbstdarstellung verbindet Erkenntnisse aus den
Aktionen des Wiener Aktionismus (1962 - 71) mit den Theorien von Wilhelm
Reich und den Ritualen verschiedener Stammeskulturen. Ausgangspunkt der
Selbstdarstellung ist der Kreis. Jeder kann in die Mitte gehen und mit
seiner persönlichen Performance die Aufmerksamkeit der anderen auf sich
ziehen.
Die Kunst der Selbstdarstellung erfordert Authentizität und die
Fähigkeit zur Ekstase. Der Selbstdarsteller ist aufgefordert seinen
Gefühlen, Träumen und Erlebnissen einen spontanen Ausdruck zu verleihen, aus
dem Chaos der Bilder eine nur dem eigenen Subjekt verpflichtete Geschichte
zu kreieren.
Dies geschieht durch Sprache, Tanz, Bewegung und Stimme.
Dabei
können Tabus überschritten werden und Trancezustände erreicht werden. Die
Grenze der Freiheit des Darstellers beginnt bei der Anwendung realer Gewalt.
Niemand darf andere Personen durch seine Aktionen körperlich gefährden oder
bedrohen. Unterstützt wird der kreative Prozess durch die Moderation des
Selbstdarstellungsleiters, der vom Rand aus oder in der Mitte agiert und mit
Kommentaren und Vorschlägen in das Geschehen eingreifen kann. Dieser sollte
über eine große Erfahrung im Umgang mit Gruppensituationen verfügen. Die
Selbstdarstellung ist eine Kunstform, es geht nicht darum einer
therapeutischen Logik zu folgen.
Freie Liebe - Freie Sexualität
Theo wird einen kurzen Film zur Thematik zeigen und dann ein Gespräch
leiten, bei dem die individuellen Geschichten, Erlebnisse und Wünsche der
Teilnehmer eine wichtige Rolle spielen. Er kann auf dreissig Jahre
praktische Erfahrungen mit unterschiedlichsten Beziehungsformen
zurückgreifen und möglicherweise etwas Weisheit in die Debatte einbringen.